Father and son away
Freitag, 5. November 2010
Phnom Penh - oder warum “Killing Fields” auch eine gute Nachricht sein kann
Die Khmer (so heißen die Bewohner von Kambodscha) sind pragmatisch. Beispiele:
1. Währung: Hier wird alles in US$ bezahlt - Unterkunft, Essen, Handy-Karten. Auch die Geldautomaten spucken nur $ aus. Der Riel wird nur für Beträge unter 1$ verwendet (z.B. Wechselgeld). Das geht hervorragend, denn 4200 Riel (oder manchmal auch nur 4000) sind 1$.
2. Verkehr: Neben ein paar Fahrrädern gibt es viel mehr kleine Motorräder als Autos. Sie dienen auch als Taxi mit einem Passagier hintendrauf. Für mehr Passagiere gibt es die sogenannten tuk-tuks, die hier aus einen zweirädrigen Anhänger an einem kleinen Motorrad bestehen. Will ein Motorrad oder tuk-tuk beim hiesigen Rechtsverkehr links in eine belebte mehrspurige Straße einbiegen, fährt es erst mal links am Gegenverkehr vorbei, um sich dann elegant nach rechts zu schlängeln sobald sich eine Lücke ergibt. Es sieht sehr spannend aus, funktioniert aber super effizient - mit viel Hupen aber auch hier ohne jede Emotion.
3. Tuk-tuk-Fahrer: Da die Konkurrenz groß ist, wird man ständig angesprochen, ob man nicht gerade eines braucht - ob man morgens auf die Straße tritt, vormittags eine Sehenswürdigkeit verlässt oder vom Mittagessen aufsteht. Und der Hauptgewinn für den tuk-tuk-Fahrer sind die Killing Fields des Pol-Pot-Regimes (1975-1979), die liegen nämlich 14 Kilometer außerhalb und er verdient 10 $ für Hin- und Rückfahrt.

Nicht nur für die tuk-tuk-Fahrer lohnt sich der Besuch der Killing Fields. Heute handelt es sich um einen friedlichen schattigen Hain. Aber an einem der wunderbaren alten Bäume weist eine Tafel darauf hin, dass an ihm die Kinder erschlagen wurden. Die Älteren wurden mit allen möglichen Geräten erschlagen, denn Munition war knapp - oder schließlich von den Chemikalien getötet, die in die Massengräber geschüttet wurden. In dem zentralen Gedenktempel sind Tausende von Schädeln aufgeschichtet. Auch die internationalen Besucher werden aufgefordert, Räucherstäbchen und Blumen zu opfern, denn nach buddhistischen Verständnis ist es keineswegs sicher, dass die geschundenen Seelen ohne eine ordentliche (Feuer-)Bestattung reibungslos in ihr nächstes und hoffentlich weniger grauenvolles Leben wechseln können.

Die zweite Gedenkstätte aus der Zeit der Roten Khmer ist eine ehemalige Schule mitten im Phnom Penh, die als Foltergefängnis Tuol Sleng diente und die vor allem durch lange Reihen von Fotos besticht, denn jeder Insasse wurde akribisch fotografiert, ehe er oder sie nach grausamen Foltern auf den Killing Fields endete. Dass Kambodscha sich seiner Vergangenheit stellt und dass die beiden genannten Stätten zu den Hauptsehenswürdigkeiten von Phnom Penh gehören, ist positiv - selbst, wenn die Prozesse gegen die Verantwortlichen der Gräueltaten nicht weiterzugehen scheinen, obwohl Ban Ki-moon dies bei seinem Besuch des Tuol Sleng Gefängnisses letzte Woche angemahnt hat.
Nachtrag: Fairerweise mus man dazu sagen, dass auch Aung San Suu Kyi, Friedensnobelpreisträgerin und unerschrockene Demokratisierungsvorkämpferin in Burma (wie hier gesagt wird) oder Myanmar, in einem Interview mit der Phnom Penh Post http://www.enduringamerica.com/home/2010/11/18/burma-interview-aung-san-suu-kyi-on-opposition-talking-with.html nach ihrer Freilassung aus dem Hausarrest die Aufarbeitung der Roten Khmer Vergangenheit in Kambodscha als nicht der nationalen Versöhnung dienlich kritisiert hat und sich für ihr Land eher an der Vorgehensweise in Südafrika orientieren möchte.

Die andere Seite von Phnom Penh ist die einer jungen aufstrebenden Stadt, die eine Menge für den Tourismus tut. Die Atmosphäre ist an vielen Stellen trotz des Verkehrsaufkommens eher ländlich mit niedrigen Gebäuden, vor denen sich das Leben auf der Straße abspielt. Aber es gibt auch superbreite Boulevards, große Plätze und eine schicke Promenade am Tonle Sap River, der hier in den Mekong mündet. Überall wo Platz ist, treffen sich abends Leute, die in Formation zu kambodschanischer Popmusik aus dem Lautsprecher tanzen. Das Essen ist toll, preiswert und wird in schönen Lokalen serviert. Es gibt einen beeindruckenden Königspalast und ein gemütliches Nationalmuseum mit offenen Räumen und einem Innenhof, wo man viel über Angkor lernen kann - unserem nächsten Ziel.

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Grüße aus ER
Hallo Thomas & Simon,

habe eben euere Berichte über die Khmer, über die Verkehrsgewohnheiten (das erinnert ein bißchen an New Delhi) und über die Killing Fields gelesen.Klingt sehr spannend und scheint jede Menge neuer Erfahrungen mit sich zu bringen.
Weiterhin alles Gute!

Schöne Grüße aus ER ( war heute mittags bei Dagmar und habe da Erika getroffen)

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Grüße aus ER
Hallo Thomas & Simon,

habe eben euere Berichte über die Khmer, über die Verkehrsgewohnheiten (das erinnert ein bißchen an New Delhi) und über die Killing Fields gelesen.Klingt sehr spannend und scheint jede Menge neuer Erfahrungen mit sich zu bringen.
Weiterhin alles Gute!

Schöne Grüße aus ER ( war heute mittags bei Dagmar und habe da Erika getroffen)

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Letzte Aktualisierung: 2015.11.07, 23:28
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