Father and son away
Donnerstag, 18. November 2010
Battambang (12.11.)

Der Battambang (“der, der den Stock verlor“), von dem unser Städtchen seinen Namen hat, ist dieser schwarze König, der den Stock am Ende einer blutrünstigen Geschichte der Reinkarnation des nächsten Königs entgegenschleuderte, um dessen Machtübernahme zu verhindern - vergeblich, denn es war das happy end der langen Geschichte, die uns Nicky (+855 77 714 785, nickystours@yahoo.com) erzählt hat, unser Tuk-Tuk-Fahrer und Führer für einen Tag. Er hat uns auf der Suche nach Kundschaft nach dem Anlegen des Boots angesprochen, zum Hotel gebracht, mit uns die Bustickets zur Weiterfahrt besorgt und uns zum Bus gebracht und ist dazwischen einen Tag mit uns im Hinterland unterwegs gewesen.

Hauptattraktion von Battambang ist der Bambuszug - heute mehr zum Spaß der Touristen. Ehe die Straßen vor einiger Zeit ausgebaut wurden, war er das Transportmittel im Umland. Er besteht aus genau vier Teilen: zwei Achsen, einer offenen Plattform aus Holz und Bambus und einem Dieselmotörle. Damit rattert das Teil ziemlich flott über die Gleise, die Einiges an Wellen, Schieflagen und Stößen zu bieten haben - echtes Achterbahnfeeling. Aber das beste ist die Begegnung zweier Züge, die dank der Touristen recht häufig vorkommt. Dann heben nämlich die beiden Zugführer eine der Plattformen von den Achsen, räumen die Achsen weg und setzen das Ganze eine Minute später hinter dem entgegenkommenden Zug wieder zusammen und schon geht es weiter.

Nicky ist mit uns abenteuerliche rote Sandwege gefahren, an denen einfache Reisbauern ein paar Kühe (vor allem als Zugtiere) halten und rote Chillis und grüne Orangen anbauen. Vor ihren Stelzenhäusern findet der Alltag statt mit Wäsche waschen, Kochen über dem Feuer und mit vielen winkenden und “hello, hello” rufende Kindern. Ab und zu ein bunt geschmückter Pavillon mit einer dreitägigen Hochzeitsfeier für das ganze Dorf, von denen wir schon viele gesehen und gehört haben, denn in Kambodscha ist der Wonnemonat der November - es hat aufgehört zur regnen, aber ist noch alles grün und nicht zu heiß. Soweit das Auge reicht unreife grüne und reife gelbe Reisfelder, auf denen während der Ernte, die meist in Nachbarschaftshilfe organisiert wird, auch unter den Bäumen geschlafen wird.

Zwischendrin zwei Tempelberge. Einer mit über 350 schattigen Stufen zu einer ruhigen und friedlichen Tempelstätte mit 5 Türmen - älter als Angkor Wat und angeblich ein kleines Vorbild dafür. Rechts und links der Stufen warnen allerdings Schilder davor, den Weg zu verlassen, da das Gelände noch nicht von Minen geräumt ist. Die Phnom Penh Post meldet heute auf ihrer Titelseite http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-pacific-11772122, dass nicht weit von diesem Tempelberg - offensichtlich auf einem nicht freigegebenen Weg - 14 Dorfbewohner von einer panzerbrechenden Mine getötet wurden. 53 Tote und 181 Verletzte durch Minen waren von Januar bis Oktober 2010 in Kambodscha zu verzeichnen. Soldaten aus Kambodscha sind gefragte Experten im Minenräumen. Mehr als 200 wurden gerade im Rahmen einer UN-Mission in den Libanon entsandt http://www.phnompenhpost.com/national/demining-team-departs-lebanon. Auch auf dem steilen Anstieg zum zweiten Tempelberg ist Kambodschas jüngere Geschichte präsent, denn die Khmer Rouge - wie die Leute hier sagen - haben nicht nur die Statuen zerstört und einen Tempel als Gefängnis umfunktioniert sondern auch in einer großen Höhle viele Intellektuelle aus Phnom Penh dadurch hingerichtet, dass sie durch ein Loch in der Höhlendecke hinuntergestoßen wurden. Ein Teil der übriggebliebenen Knochen und Schädel wurde auch hier in einer Gedenkstätte gesammelt.

Zum versöhnlichen Abschluss ein Sonnenuntergang auf dem Gipfel mit fantastischem Blick ins Land und danach geduldiges Warten am Fuß des Berges - bis auf einmal, als es fast dunkel ist, Tausende und Abertausende von Fledermäusen aus einer Höhle geflogen kommen, um auf die nächtliche Jagd zu gehen. Der dichte schwirrende Strom hat mindestens 10 Minuten angedauert.

Kurz vor dem Gipfel hatte uns der junge Mann aus dem Dorf, den Nicky als “jüngeren Bruder” adoptiert hat und der uns viel aus dem Leben der Dorfbewohner erzählen konnte, noch zu einem Verkaufsstand gebracht und eine gebratene Heuschrecke mit einem Bissen verzehrt. Da Thomas am Vortag etwas indisponiert war, hat nur Simon eine probiert und ist seitdem ein Fan davon. Seine neue Kreation: Baguette (ein Erbe der Kolonialzeit) mit Erdnussbutter und Heuschrecken belegt. Gefangen werden die Delikatessen durch nächtliche Lichter auf den Reisfeldern, die sie in ein Wasserbecken locken aus dem sie sich nicht mehr befreien können.

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