Father and son away
Samstag, 12. März 2011
Old Delhi

Während New Delhi eher wie eine "normale" Großstadt daherkommt (zumindest dass, was wir gesehen haben solange die Metro oberirdisch fuhr), ist hier in Old Delhi noch alles sehr indisch. Während die meisten Touristen woanders absteigen, wohnen wir direkt gegenüber der Jama Mashid, Indiens größter Moschee. Man sieht es dem Baustil direkt an: sie wurde von keinem anderen als vom Mogulkaiser Schah Jahan gebaut, dem Erbauer des Taj Mahal. Toll ist, dass man das südliche Minarett besteigen und den Blick über die Stadt genießen kann (Frauen allerdings nur in männlicher Begeleitung).

Auf der anderen Straßenseite riecht es nach Schmieröl, denn hier ist die Ecke der Autozubehörhändler. Bei uns unten im Haus gibt es vor allem Hupen und Kugellager. Direkt darüber ein leeres Postamt, wo ein Mensch hinter drei Schaltern den ganzen Tag Zeitung zu lesen scheint (er wollte nicht fotografiert werden dabei). Dann kommt die freundliche Rezeption unseres Hotels und noch eins höher unser Zimmer. Die Aufnahme des Hauses haben wir vom Minarett der Jama Maschid gemacht. Die ganze Gegend ist muslimisch. Die zwei guten Esslokale, die wir hier um die Ecke getestet haben, heißen Karim’s und Al Jawahar. Auch in der urigen Teestube, in der wir frühstücken, trägt das männliche Personal Kopfbedeckung. In einem der Basare, die sich durch ganz Old Delhi ziehen, haben wir uns jeder einen Khurta Pyjama gekauft. Und außerdem ist es uns endlich gelungen, eines der flinken Streifenhörnchen im Bild festzuhalten, die es bisher überall in Indien gab.

Dass die indische Flagge über dem Red Fort weht, war der Traum der Befreiungskämpfer. Seit 1947 ist er in Erfüllung gegangen und noch heute hält der Premierminister hier jedes Jahr eine Gedenkrede. Die Geschichte des Red Fort kann man bei der abendlichen Light and Sound Show nachvollziehen. Als Schah Jahan seine Hauptstadt nach Delhi verlegte, war hier Wildnis. Er baute die siebente von acht Städten auf dem Boden Delhis (die achte ist das New Delhi der Briten). Als er kränkelte, bekriegten sich die Söhne bevor ihn der siegreiche Aurangzeb im Agra Fort inhaftierte. Das Mogulreich verfiel zunehmend - der letzte Mogulkaiser war eine Zeitlang formal Herrscher über Hindustan von britischen Gnaden.

Die Innenausstattung war vom feinsten, nicht nur wegen des üblichen weißen Marmors. Es gab einen künstlichen Fluss, der die kaiserlichen Paläste verband und für Wasser und Klimatisierung sorgte und die kaiserlichen Hammans (einschließlich Sauna) speiste. Es gab einen überdachten Basar im Fort und immer Donnerstags, am Einkaufstag, übernahmen die Schlossbewohnerinnen die Kontrolle über das ganze Fort. Der persische Eroberer Nadir Schah veranstaltete 1739 ein Blutbad unter der aufmüpfigen Bevölkerung von Delhi, raffte alles Wertvolle zusammen und transportierte es mit einer riesigen Karawane ab - einschließlich des berühmten Pfauenthrons und des ebenso berühmten Koh-I-Noor-Diamanten, der heute die britischen Kronjuwelen schmückt. Schließlich bezog die britische Armee hier Quartier, riss Einiges ab und hinterließ hässliche Kasernenbauten. Außerdem hielt das Empire hier Gericht über “untreue” indische Offiziere.

Nicht weit vom roten Fort ein Jainisten-Tempel und am Ende einer langen Basarstraße (es fahren urige Shuttle-Busse für 5 Rupees) die Fatehpuri Masjid, eine weitere Moschee im Mogulstil. Benannt ist sie nach einer weiteren Ehefrau Schah Jahans. Der Zugang erfolgt durch ein unscheinbares Tor von der Straße. Dahinter tut sich ein weiter Hof auf, in dem Freitags lange Gebetsteppiche ausgebreitet sind.

Dann ein Spaziergang durch den Wald des Friedens Shanti Vana. In dem schön angelegten Park wurden Gandhi, Nehru, seine Tochter Indira und seine Enkel Sankay und Rajiv Gandhi eingeäschert, Indira und Rajiv nachdem sie im Amt des Premierministers ermordet wurden. Zumindest die Asche von Nehru und Gandhi wurde anschließend am Sangam in Allahabad am heiligen Zusammenfluss von Ganges und Yamuna beigesetzt. Hier gibt es für jeden eine Gedenkstätte, besonders eindrucksvoll die von Mahatma Gandhi. Gleich daneben liegt das National Gandhi Museum mit vielen Erinnerungsstücken und Fotos. In seinem Garten stehen schöne Skulpturen, die unter anderem den legendären Salzmarsch 1930 darstellen, herausragendes Beispiel des zivilen Ungehorsams gegen ungerechte britische Gesetze.

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