Father and son away
Mittwoch, 29. Dezember 2010
Vientiane, die gemütliche Hauptstadt (23.-25.12.)

Nur etwas über 700.000 der geschätzten 6,3 Millionen gemütlichen Laoten leben in der Hauptstadt - da kann eigentlich gar keine Hektik aufkommen. Vientiane ist außerdem die französischste Hauptstadt im ehemaligen Indochina. Ein Beispiel dafür ist der Patuxai (Siegesdenkmal) an der Avenue Lan Xang. Unverkennbar sind die Anleihen beim großen Vorbild auf den Champs Elysées aber auch die lokalen Akzente. Einzig der Baubeginn (1962) war etwas voreilig - denn von 1965 bis 1973 wütete der Geheime Krieg im 1954 auf der Genfer Konferenz (die auch die Teilung Vietnams beschloss) für neutral erklärten Lao (deshalb wurde das Bauwerk auch nie ganz vollendet). Die USA verwüsteten das Land mit einem Flächenbombardement mit dem (nie erreichten) Ziel, die Vietcong-Nachschubwege zu unterbinden (ein erheblicher Teil des Ho-Chi-Minh-Pfad-Netzwerks verlief auf laotischem Gebiet). Von 260 Millionen(!) Bomben sind 78 Millionen nicht explodiert und bescheren dem Land für mehr als die nächsten 100 Jahre (so lange schätzt man wird die Räumung dauern) eine Erblast, die seit Kriegsende bereits 12000 Verletzte darunter viele Kinder gefordert hat. Vor allem in den frühen 60er Jahren war Vientiane ein Tummelplatz von CIA-Agenten, US-Piloten in Zivil und Sowjetspionen.

Die “Sandelholzstadt” Vientiane ist auch geprägt von ihren viele Tempeln. Ein ganz besonderes Beispiel ist der Wat Si Saket, 1818 erbaut von König Anouvong. Der Kreuzgang hat hölzerne Säulen und ein ebensolches Dach. Die Innenwände sind mit kleinen Nischen versehen, die über 2000 Buddhafiguren aus Silber und Keramik enthalten - immer zwei pro Nische.

Davor mehr als 300 sitzende und stehende Buddhas aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Besonders rührend die Tatsache, dass auch Buddha-Torsos noch mit einer orangefarbenen oder goldenen Schärpe als solche geehrt werden, was wir z.B. auch schon in Angkor gesehen hatten. Schön auch das Zusammenspiel mit den lebenden Gegenpolen der Buddhas, den Mönchen, die hier leben.

Der Pha That Luang (die große heilige Stupa), der gerade sein 450jähriges Jubiläum feiert, ist das wichtigste nationale Monument der Lao, ein Symbol des Buddhismus und der nationalen Unabhängigkeit, das auch das nationale Wappen schmückt. In der Nachmittagssonne ist das zentrale Gebäude ein Traum in leuchtendem Gold.

Ebenfalls zur Anlage gehört ein weiterer Tempel mit großen stehenden Buddhafiguren und einem goldgeprägten Giebel, der bekannte Szenen aus dem Leben des Buddhas erzählt.

Ein weiteres spektakuläres Beispiel religiöser Kunst ist Xieng Khan (“Stadt des Geistes“), 25 km mit dem Lokalbus von Vientiane entfernt. Entworfen und erbaut 1958 vom Idealisten Luang Pu (Ehrwürdiger Großvater) Bunleua Sulilat - Yogi, Priester und Schamane, dem die Vereinigung von Hinduismus und Buddhismus am Herzen lag. Viele Skulpturen sind riesig wie diese begehbare, in die man durch einen engen Schlund krabbeln muss, um dann über drei Stockwerke die engen Treppen entlang der Außenhaut emporzusteigen bis man eine phantastische Aussicht genießen kann. Die Dimensionen des liegenden Buddhas erschließen sich aus der Größe der Menschen davor. Darüber hinaus ist hier alles vertreten, was wir an Hindu- und buddhistischen Skulpturen kennen, vor allem aber nicht kennen. Hier gibt es Tiere, Menschen, Tänzerinnen und Tänzer, fast beliebige Anzahlen von Armen und Köpfen - eine unvorstellbare Vielfalt, meist deutlich mehr als mannshoch.

Seit dem Sieg der Pathet Lao (Land der Laoten), verbündet mit den Vietcong und wie diese Vorkämpfer des Widerstands gegen Franzosen und Amerikaner, 1975 findet man auch in Lao Hammer und Sichel oft neben der Landesflagge - mit ähnlich symbolischer Bedeutung wie in Vietnam. Beinahe noch häufiger wird das Straßenbild aber von orangefarbenen Mönchen geprägt.

Was uns zu einer Kuriosität bringt: warum wird auf der Rue Setthathirat, eine der Hauptachsen von Vientiane, auf einer erheblichen Länge jeder Baum abwechselnd blau und orange umwickelt? Hintergrund ist ein (alle zwei Jahre erfolglos wiederholter) Anlauf der Tiger Beer (deren Farben blau und orange sind) das Beinahe-Monopol von Beerlao zu knacken. Die Marke Tiger Beer gehört den Asia Pacific Breweries (Hauptaktionär Heineken), die in Singapore sitzen und große Teile des asiatisch-pazifischen Markts mit lokalen Brauereien dominieren. In Laos wird allerdings auch dieser Versuch Nationalstolz der Laoten scheitern, wie uns die jungen Damen versichern, die Simon auf dem Tiger Beer Vientiane 2011 Count-Down kennenlernt, einer gigantischen Open-Air-Party auf einem Platz an dieser Straße mit blau beleuchtetem Springbrunnen, ebensolchen Bäumen (einschließlich der umwickelten), riesigem Weihnachtsbaum (einem der wenigen in Vientiane), großer Bühne und zahllosen Hostessen in blauen Miniröcken, die Snacks und Tiger Beer verkaufen. Man trifft sich und trinkt danach weiter Beerlao.
(Achtung, dieser Kommentar ist nicht für Steffi bestimmt.) Kleiner Tipp für meinen Kollegen Matthias, falls es Dich ins schöne Laos zieht: die LED-Technik war dermaßen schlecht, dass die Tiger bestimmt spätestens in zwei Jahren einen kompetenten AV-Guru brauchen.

Ihr habt ja schon mitbekommen, dass es alle Straßennamen in Vientiane auch auf Französisch gibt. So haben wir in der Rue des Puits gewohnt (das Straßenschild leuchtet nur dann so, wenn man es nachts blitzt und unsere Behausung war auch weniger von Flöhen als von Kakerlaken geprägt). Ein echtes Plus der Frankophonie ist eine tolle französische Gastronomie. Wir gönnen uns ein (sehr erschwingliches) Weihnachtsessen im stilvollen Le Vendôme, während des Geheimen Kriegs Treffpunkt für Journalisten aus aller Welt. Für Thomas gibt es einen Salade des Îles (mit Früchten und gegrillten Hähnchenstücken an einem feinen Yoghurtdressing), ein fantastisches Chateaubriand, mit dem man auch Felix satt bekommen hätte, und einen Vin Rouge de la Maison - während sich Simon eine ebenfalls exzellente Holzofenpizza bestellt.

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