Father and son away
Samstag, 11. Dezember 2010
Hué: Glanz und Ende der Nguyen-Dynastie (9./10.12.)
Die Fahrt nach Hué verschlafen wir weitgehend: das Wetter ist schlecht und wir haben in der Buslotterie einen Liegebus gewonnen. Hué präsentiert sich als munteres vietnamesisches Städtchen - heute allerdings grau in grau. Nach dem späten Mittagessen mieten wir ein Motorrad. Diesmal fährt Simon und erweist sich auf Anhieb als Meister des vietnamesischen Stadtverkehrs. Am meisten Spaß macht die enge Bogenbrücke über den Parfüm-Fluss (Song Huong), durch die sich die Woge der Motorräder und Fahrräder aus beiden Richtungen hindurchzwängt.

Ein guter Einstieg ist der An Dinh Palast - immer noch standesgemäßer Wohnsitz von Bao Dai, des letzten Kaisers von Vietnam, nach seiner Abdankung 1945. Von vorne reichlich marode (ein tolles Bild in der trüben Abenddämmerung), erstrahlt er von hinten und innen schon im neuen Glanz einer von Deutschland unterstützen Renovierung. Daneben ein kleines Museum mit edlem Porzellan, Emaille und goldenen Bonsais mit Jadeblättern - was man bei Kaisers halt so im Haushalt hat. Wir erkunden noch ein bisschen die Stadt und genießen die ersten Lichter, die bunte Akzente ins Grau setzen.

Am nächsten Morgen geht endlich wieder die Sonne auf und wir frühstücken kurz nach 6 eine kräftige Suppe am Ufer. Dann geht es in die Zitadelle. Ihr Wahrzeichen ist der Flaggenturm. Er zeigt an, wer in der Stadt herrscht - 1968 war es für die 3 1/2 Wochen die rot-blaue Vietcong-Flagge, die ein wütendes Morden unter den Kollaborateuren der Südvietnamesen begleitete. Durch die dicken Tore der äußersten Einfriedung zwängt sich der Verkehr - dahinter zunächst ein ganz normaler Stadtteil.

Die Kaiser der Nguyen-Dynastie (ab 1802) lebten und herrschten in der inneren Einfriedung, um die herum üppige Grünanlagen verlaufen. Wir betreten sie durch das Mittagstor. Es symbolisiert Glanz und Ende gleichzeitig. Einst war der mittlere Durchgang allein dem Kaiser vorbehalten. Im Pavillon darüber willigte Bao Dai in seine Abdankung ein.

Dahinter ein riesiges Gelände - dank zweier Kriege wesentlich lockerer bebaut als zu Kaisers Zeiten und in unterschiedlichen Grad der Renovierung. Trotzdem lässt sich die einstige Machtdemonstration ebenso nachempfinden wie bestimmte Vorlieben - so gibt es einen hübschen Lesepavillon für den Kaiser innerhalb des innersten Bezirks, der verbotenen Purpurstadt, die dem Kaiser, seinen Frauen und Konkubinen und den Eunuchen vorbehalten war. Schicke Mosaike und Wandreliefs schmücken die verbotene Stadt, die Residenzen der kaiserlichen Verwandtschaft und die Tempel, die Religion mit Kaiserkult verbanden. Die Details an Einfriedungen, Wänden und Dächern demonstrieren eindrucksvoll die ehemalige Pracht. Neben dem kaiserlichen Gelb, das auch die Herrscher der Nachbarländer bevorzugen, gibt es viel Purpurrot - dank aktueller Renovierungsarbeiten auch ganz frisch leuchtend.

Nach soviel Protz brauchen wir einen Kaffee im Grünen - an einem ziemlich verlandeten ehemals kaiserlichen See innerhalb der Zitadelle. Dann fädeln wir uns durch den Verkehr in den Süden von Hué. An der Straße wird eindrucksvoll demonstriert, dass man den Kult um die Räucherstäbchen der Touristen wegen auch übertreiben kann. Wir besuchen die Grabanlage von Tu Duc, Nguyen-Kaiser von 1848 - 1885 und Verkörperung des ultimativen kaiserlichen Luxus. Der Errichtung des riesigen Parks durch Zwangsarbeit führte zu einem Aufstand, der 1866 blutig beendet wurde. Zu Lebzeiten diente er zu so unterschiedlichen Zerstreuungen wie den 104 Konkubinen oder dem Verfassen von Gedichten am Seeufer. Die eigentliche Grabanlage bildet auf riesigen Raum das Leben des nur 1,53 m großen Herrschers nach. In mehreren Stufen steigert sich das Ganze bis zum überraschend schlichten Sarkophag.

Wir haben erst mal genug gesehen und besteigen nach dem Mittagessen den fast 30 Minuten verspäteten Zug nach Hanoi: wir genießen die Landschaft in der Abendsonne, schwätzen mit den vietnamesischen Mitreisenden so gut es eben geht (manchmal kommt einer vorbei, der etwas Englisch kann und übersetzt), lesen, bearbeiten Fotos und Blog, schlafen auf den ziemlich bequemen (und sogar ausreichend langen!) Liegen und kommen pünktlich um 4 Uhr am nächsten Morgen in Hanoi an - rechtzeitig zu einem ersten Kaffe vor dem Bahnhof .

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Letzte Aktualisierung: 2015.11.07, 23:28
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